BIOSPHÄRENRESERVATSAMT SCHAALSEE-ELBE - Naturschutz vorgestellt

Rückkehr der Neunaugen Die Renaturierungsarbeiten waren kaum abgeschlossen, da gab es schon eine kleine Sensation. Im kiesigen Grund der Düsterbeck tummelten sich zwischen den Steinen der Fischtreppe mehrere Bachneunaugen Lampetra planeri . Eine seltene Art, die dem Aal ähnlich sieht, aber gar nicht zu den Fischen, sondern zu den Rund- mäulern gehört, einer der ältesten noch lebende Artengruppen der Wirbeltiere. Den jeweils sieben Kiemenöffnungen an beiden Seiten des Kopfes verdankt das Bachneunauge sein typisches Aussehen und seinen Namen. Denn rechnet man noch das richtige Auge und die Nasenöffnung dazu, kommt man auf neun Augen. Bachneun- augen leben in Fließgewässern mit sauerstoffreichemWasser und kiesigem, sandigem Untergrund. Die ersten fünf bis sieben Jahre ihres Lebens verbringen sie als wurmige Larve, vergraben im sandigen Sedi- ment der Gewässer. Nur der Kopf schaut aus dem Sediment heraus und fischt nach Plankton. Bis ins 19. Jahrhundert schwammen Bach- und Fluss- neunaugen zahlreich in unseren Gewässern und waren eine beliebte Speise. Mit der Begradigung und Verrohrung der Fließgewässer wurde ihr Lebens- raum zerstört und ihr Vorkommen immer seltener. Titelfoto: E. Dornblut, Biosphärenreservatsamt PROJEKTZEITRAUM 2015 PROJEKTTRÄGER Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe PROJEKTBETEILIGTE • Stiftung Biosphäre Schaalsee • Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern • Mit Unterstützung durch Engelbert und Hertha Albers-Stiftung Sven Herzog Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe Besonders eindrücklich ist mir eine Panne bei den Bau- arbeiten in Erinnerung, die sich dann letztendlich als Glücksfall erwies. Es kam während der Bauarbeiten zu einem Uferabbruch. Schuld daran war ein Störstein im Bach, der das Wasser auf die Uferböschung leitete. Durch den sandigen Boden und die starke Strömung im Frühjahr wurde hier die Böschung nach und nach weggespült, der darüber- liegende Boden brach ein und wurde ebenfalls weggespült. Nach kurzer Zeit hatte sich an dieser Stelle eine 2 m hohe Abbruchkante herausgebildet. Ich dachte nur: „Ach du Schreck, das war in der Genehmigungsplanung so nicht vorgesehen.“ Zum Glück befanden sich die Flächen im Besitz des Biosphärenreservatsamtes, so konnten die zuständigen Wasserbehörden dieser „Abweichung“ von der Planung zustimmen. Schon einen knappen Monat später, im März 2016, hatten sich die selten gewordenen Bachneunaugen genau diese Stelle als Laichplatz ausgesucht. Man sollte die Natur viel öfter einfach machen lassen.

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